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Integration/Inklusion

Spätestens in der Schulzeit beginnt sich für die Eltern die Frage zu stellen, ob das blinde Kind integriert/inkludiert zur Schule gehen soll oder doch lieber eine Sonderschule besuchen könnte. Beide Optionen haben Vor- und Nachteile. Sonderschulen verfügen über Fachkenntnis und sind in der Lage, auch Hilfsmittel relativ zeitnah den Blinden zu präsentieren. Allerdings gibt es zum Beispiel für Blinde nicht viele Sonderschulen und der Weg dahin kann sehr weit sein. In meiner Kindheit wurde eine Familie durch die Sonderschule quasi gezwungen, umzuziehen, weil der Schulweg für das Kind nicht zu meistern gewesen wäre, wobei man sagen muss, dass damals die Integration/Inklusion noch nicht so fortgeschritten gewesen war. Es ist gut, dass es beide Optionen gibt. Persönlich bin ich für ein integriertes/inkludiertes Aufwachsen und Leben einer blinden Person; Dadurch eröffnen sich Chancen. Durch den Dialog mit dem Umfeld bekommt man einen sehr wertvollen Input über das, was in der Welt wirklich abgeht, wo man manchmal in den Sonderschulen unter seinesgleichen vielleicht etwas geschützter sein kann, was für einige Betroffene sicherlich erwünscht und gerechtfertigt ist. Die Integration/Inklusion ist für viele Beteiligte mit Mehraufwand verbunden. Im besten Fall sind Lehrpersonal und die Klasse genau so involviert und motiviert, wie die blinde Person auch, welche im optimalen Fall von einer Sonderschule durch einer unterstützende Betreuung begleitet wird. Motiviert und involviert sein heisst aus meiner Sicht für den blinden Menschen auch, möglichst an allen Fächern teilzunehmen, möglichst alle Ausflüge mit zu erleben. Auch, wenn das zum Beispiel heisst, mal an einem Filmabend ohne grosse Filmerklärung dabei zu sein oder am Werkunterricht teilzunehmen. Dies hat mindestens zwei gute Resultate zur Folge: Man ist in jedem Falle informiert, was die sehenden Klassenkaerad*innen so erleben, und man kann ausprobieren und gehört somit auch dazu, man wird vielleicht auch weniger als ein “Sonderfall” angesehen. Aber wie gesagt, dazu muss alles stimmen. Leider kann es vorkommen, dass die Sonderschule ihre Fachkompetenz schwerpunktmässig auf die Personen anwendet, die in der Schule sind, sodass die zu betreuenden integrierten/inkludierten vielleicht etwas untergehen. Es kann auch vorkommen, dass integrierte/inkludierte Blinde von ihrem Umfeld auf neue Ideen gebracht werden, welche nicht immer von allen Sonderschulen gerne gesehen werden. Zum Beispiel, wenn man nicht das von der Sonderscchule angebotene Hilfsmittel, sondern ein eigenes nutzt. Es kann auch sein, dass entweder die Klasse oder die Klassenlehrperson nicht mitspielen, oder eine andere Lehrperson, welche ein Fach in einer Klasse gibt. In jedem Fall ist ein Dialog wichtig und die elterliche Unterstützung wäre auch wünschenswert, denn das integrierte/inkludierte Kind braucht manchmal Rückenstärkung. Man muss auch immer ehrlich mit sich selbst sein und sich fragen, was man sich wünscht: die vielen Angebote sind dazu da, möglichst allen etwas Passendes anzubieten. Darüberhinaus gibt es immer die Möglichkeit, auch später noch eine Integration/Inklusion anzustreben. Zum Beispiel im Lehrbetrieb, wenn man sich erst dann bereit fühlt.

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